Aus meiner Sicht ist der Elan 3 für aktiv fliegende B-Klasse-Piloten gut geeignet, die mind. 70 Stunden Airtime haben und einen neuen Begleiter für ihre Abenteuer suchen. Genussflieger und Streckenjäger, insbesondere aus dem Flachland, sollten den Elan 3 unbedingt mal fliegen und sich ihr eigenes Urteil bilden. Thomas Grüner


Die semileichte Kappe des Elan 3 mit einer ausgelegten Streckung von fast 6,4 zeigt eine sehr hochwertige Verarbeitung und eine durchdachte Konstruktion. Der Tragegurt mit Leinenschlössern aus Edelstahl hat eine effektive B-C-Steuerung, welche über ein Ring-Übertragungssystem mittels gepolsterter Handgriffe unterhalb der Leinenschlösser an den C-Tragegurten angesteuert wird. Alle wesentlichen Angaben zur Konstruktion finden sich auf der Herstellerhomepage, sodass ich hier ein unnötiges Bla-Bla vermeiden möchte.

Den Elan 3 in der Größe 28 (L) – welcher mir vom deutschen Importeur (Moselglider GdbR) freundlicher Weise zur Verfügung gestellt wurde – habe ich mit dem Gurt Woody Valley X-Alps GTO in einem Gewichtsbereich von 108 kg bis 116 kg an unterschiedlichen Tagen in vier unterschiedlichen Geländen im Flachland mit insgesamt 10 Starts von umlaufenden Wind bis Starkwind von deutlich über 30 km/h geflogen.

Der Elan 3 hat im Ergebnis ein sehr angenehmes, überzeugend positives Startverhalten welches nur wenig Pilotenkorrektur bedarf. Bei sehr leichtem Rückenwind – bei bogenförmig ausgelegter und vorgespannter Kappe – füllt sich die Kappe ohne Startimpuls langsam, gleichmäßig und steigt mit entsprechender Unterstützung sowie gleichmäßigen Zug auf den Gurten bereitwillig nach oben. Das Starten bei leichten bis mittleren Wind (bis 25 km/h) ist einfach und verlangt vom Piloten trotz der Streckung von knapp 6,4 keine speziellen Tricks. Im Gegenteil, das gutmütige Handling der Kappe lädt zum Spielen im Wind ein, ohne dabei böse Überraschungen zu erleben. Die Kappe am Boden, lässt sich - auch bei starkem Wind - nicht aus der Ruhe bringen. Ein leichter Druck auf die B-C-Ebene der Gurte, lässt die Kappe gut am Boden verharren, was zusätzliche Sicherheit bei Starkwindstarts bedeutet. Bei Starkwindstarts war kein markantes Vorschießen sowie Überschießen der Kappe festzustellen, jedoch in Kombination mit thermischem Einfluss kann es aufgrund der entstehenden Dynamik sein, dass dann beherzt eingegriffen werden muss. Auch hier zeigt die Kappe ein sehr angenehmes und insbesondere fehlerverzeihendes Verhalten.

Anfangs war ich über den hohen Steuerdruck überrascht, welcher – wie vom Konstrukteur fernmündlich angegeben – später nach ein paar Flugstunden tatsächlich angenehmer wurde. Weiterhin habe ich erfahren, dass die Bremsen vom Werk so eingestellt sind, dass der Elan 3 mit einer halben Wicklung im Trimm geflogen werden kann.

Das Fliegen im oberen Gewichtsbereich in schwacher als auch in starker Thermik ist unglaublich effizient. Bereits das Einfliegen in die Thermik finde ich sehr angenehm. Es gibt andere Flügel, die beim Einflug in stärkere Thermik sich deutlich aufbäumen, dabei abbremsen und anschließend, teilweise dann mit viel Biss und Geschwindigkeit nach vorne in die Thermik „reinschießen“. Andere ziehen ggf. massiv in starke Thermiken. Flugeigenschaften, bei denen eine aktive Pilotierung und Flugerfahrung unerlässlich sind sowie aus meiner Sicht, unnötig Energie verschwendet wird.

Nicht so der Elan 3. Im oberen Gewichtsbereich wird man vom Elan 3 mit ein wenig Neigung sanft nach vorne, fast wie von einem Buttler – ohne ein negatives Pitch-Back – in die Thermik gezogen. Der Flügel zeigt die Position der Thermik mit einer ruhigen Ansprache sehr harmonisch an, ohne dabei den Piloten zu überfordern. Ein wenig mehr Thermik der Herr, bitte etwas nachsteuern und wir steigen dann „wie von Ihnen gewünscht“ schneller. Eine wirklich angenehme und insbesondere effiziente Eigenschaft, die in starken Thermiken ein entspanntes sowie leistungsorientiertes Fliegen ermöglicht. In der Nähe des mittleren Gewichtsbereiches ist der Elan 3 ein wahres Steigwunder, penetriert leider dann nicht mehr ganz so gut gegen den Wind. Beim Einflug in die Thermik richtet sich die Kappe dann etwas auf und benötigt (ohne irgendwelche negativen Tendenzen) gefühlt länger, um in die Thermik zu gelangen. Engste Thermiken konnten in den von mir geflogenen Gewichtsbereichen (ggf. mit einer Wicklung der Bremse) sehr effektiv zentriert werden. Ein Wechsel der Drehrichtung, was manchmal für ein effektives Einkernen der Thermik im Flachland notwendig ist, setzte der Elan 3 bereitwillig um. Von Haus aus ist der Elan 3 in der Kurve ein angenehmer Flachdreher, welcher nicht zum Graben in Kurven neigt. Einmal in der Thermik sauber eingestellt, benötigt er wenige Steuerkorrekturen.

Der Trimmspeed ist klassentypisch. Die Kräfte des Beschleunigers sind verhältnismäßig niedrig. Im oberen Gewichtsbereich beladen gleitet mit einer guten Polare gegen den Wind und erreicht Rolle auf Rolle einen Topspeed von ~ 55 km/h. Im Schnellflug ist dabei die Kappe ausgesprochen pitchstabil, zeigte jedoch gelegentlich Tendenzen zum Rollen bzw. Hebeln. Die Zugkräfte der B-/C-Handles sind im Klassenvergleich relativ hoch, müssen jedoch für Pitch- und Rollkorrekturen – im Vergleich mit anderen Schirmen – weniger eingesetzt werden.

Turbulenzen und ruppige Luft werden vom Elan 3 tendenziell mit Rollen und Hebeln angezeigt sowie absorbiert, die durch Steuerkorrekturen ohne Probleme behoben werden können.

Die Ohren des Elan 3 lassen sich sauber anlegen, sind stabil und die Kappe spricht gut auf Gewichtsverlagerung bei der Richtungssteuerung an. Die Sinkwerte mit eingesetztem Beschleuniger sind gut. Die Ohren benötigen gelegentlich etwas Unterstützung beim Öffnen.

Das Fliegen mit Elan 3 macht wirklich Spaß. So konnte ich den Elan 3 mit anderen Gleitschirmen (auch in Klassen darüber) und sehr guten Piloten vergleichen. Der Elan 3 ist zwar nicht der schnellste und auch nicht der agilste Gleitschirm in seiner Klasse. Aber seine Stärken sind sein gutes Steigen in der Thermik (hier habe ich jeden Aufwind mitnehmen können) und sein effizientes Gleiten durch bewegte Luftmassen. Hier mit einer Fähigkeit, Luftbewegungen in Höhe umzusetzen.

An einen meiner Hausberge (Jägerberg in Jena, ca. 80 m Höhendifferenz) konnte ich im September in einem stabilen Hoch unter sehr schwachen thermischen Bedingungen mit starker Seitenwindkomponente erleben, wie der Elan 3 jeden Meter der kleinen Blubberblasen und bewegter Luft während des Geradeausfluges in Höhe umsetzte. Die Thermik in Bodennähe war viel zu eng, zerrissen und zu schwach, um eindrehen zu können. Der Elan 3 hatte tatsächlich jeden Lufthauch – auch auf halber Hanghöhe – mitgenommen und mich mehrfach so vor dem absaufen bewahrt. Die anderen Piloten sind zu dem Zeitpunkt das Risiko nicht eingegangen und hofften vergeblich auf bessere Bedingungen. Einige mit Gleitschirmen aus der gleichen Klasse, die es dann doch versuchten, standen kurze Zeit später am Boden. Nach über einer viertel Stunde aufregenden bodennahen Blubberblasenfliegen – oder besser, einer guten Schwimmfähigkeit – kam ein kleiner zerrissener Bart, welcher mir die notwendige Arbeitshöhe für ein sicheres Eindrehen in Hangnähe verschaffte. Einmal eingedreht stieg der Elan 3 langsam aus der Bodeninversion im Saaletal. Das spätere Nachzentrieren, das notwendige Ändern der Drehrichtung waren für den Flügel kein Problem, sodass ich später mit 2,5 m/s integrierten Steigen bis an die Basis (1100 m über Grund) belohnt wurde und ich auf einen kleinen Streckenflug gehen konnte. Enge Thermiken – auch unter 100 m über Grund – sind für den Elan 3 kein Problem und ein Stützen des Außenflügels – wie bei anderen Schirmen – ist nicht notwendig, kann aber ab und an das Steigen des Elan 3 deutlich verbessern. Diese Schwimmfähigkeit und das sanfte eintauchen in die Thermik des Elan 3 konnte ich auf Strecke und mehrmals in anderen Geländen beobachten. Positive Eigenschaften, die mein derzeitiger C-Flügel in der Art- und Weise leider nicht hat und ich diese Schwimmfähigkeit nur bei der Klasse darüber beobachten konnte.

An einen anderen Tag an unserer Jenzig-Südkannte konnte ich den Elan 3 mit anderen Gleitschirmen (gute Piloten in unterschiedlichen Schirmklassen) vergleichen. Im Ergebnis ist der Elan 3 ein sehr leistungsfähiger Gleitschirm, der sich weder im Steigflug noch im Gleitflug verstecken muss.

Die Kappenstabilität ist für einen C-Klasse-Schirm überdurchschnittlich hoch, mit einer guten Dämpfung und einer guten Pitchstabilität, ohne das wichtige Piloteninformationen verloren gehen. Das Fliegen mit dem Elan 3 empfand ich unter allen Bedingungen sehr komfortabel und in kniffligen sowie grenzwertigen Bedingungen für einen C-Schirm als sehr gutmütig. Selten benötigte die Kappe Piloteneingriffe. Bemerkenswert ist die Umsetzung von böiger Luft, bei dem die Kappe in allen Geschwindigkeitsbereichen im Geradeausflug hin und wieder zwar leichte Roll- und Hebeltendenzen aufzeigte, jedoch gutmütig diese selbstständig sowie bereitwillig ausglich und in Höhenmeter umsetzte. Bei knackigen Bedingungen verwindet sich der Flügel wenig und sendet ein angenehmes sowie ausreichendes Feedback zum Piloten, ohne diesen mit sinnlosen Informationen zu überfordern. Ungewöhnlich für die Klasse, dass der Elan 3 unter anspruchsvollen Bedingungen wenig Pilotierung benötigt. Es gibt High-B-Schirme, welche wesentlich mehr Piloteninput benötigen und sogar weniger Pilotenfehler verzeihen. Trotz aller Gutmütigkeit des Elan 3 sollte man wissen, dass es sich nicht um einen Anfängerschirm handelt. Eine entsprechende Pilotenerfahrung sollte vorhanden sein. Aus meiner Sicht ist der Elan 3 für aktiv fliegende B-Klasse-Piloten gut geeignet, die mind. 70 Stunden Airtime haben und einen neuen Begleiter für ihre Abenteuer suchen. Genussflieger und Streckenjäger, insbesondere aus dem Flachland, sollten den Elan 3 unbedingt mal fliegen und sich ihr eigenes Urteil bilden.

Allezeit beste Flüge,
Thomas Grüner