Der Mac Para Elan 2 in der Größe 28 (bis 112 kg Startgewicht/ tatsächliches Startgewicht 107) wurde auf einer Exkursion in Makarska/ Kroatien und in Mostar/ Bosnien-Herzegowina geflogen. Die Bedingungen reichten von knackiger Frühjahrsthermik bis hin zu laminarem Soaring in Mostar.


Zur Konstruktion des Elan 2:

Der Elan 2 weist 63 Zellen, bei einer ausgelegten Streckung von 6,27 auf. Der Schirm ist EN-C zertifiziert und bis sage und schreibe 180 kg Anhängelast, in der Größe XXL , verfügbar. Beim Elan2 handelt es sich laut Hersteller um eine Semi-Light Bauweise. Light ist auf den ersten Blick jedoch nur das Untersegel. Das Schirmgewicht im mitgelieferten Zellenpacksack betrug in der Größe 28 dann doch stolze 5,8 kg/ Größe 28, das reine Schirmgewicht ca. 5,1 kg. Das Packvolumen ist ebenfalls nicht gerade klein und vorgegeben durch den Zellenpacksack und die Nylondrähte. Dafür sind die Materialien durchweg wertig und robust – und unterscheiden sich deutlich zur EN-C Konkurrenz (insbesondere die Leinen).

Tragegurt:

Der Tragegurt wirkt aufgeräumt und selbsterklärend. Die A-Gurte sind farbig rot gehalten und geteilt (Ohrenanlegehilfe). Auf Ebene A befinden sich 3 – auf B 4 – auf C 3 Stammleinen. Der Elan ist ein sog. Dreileiner. Die Umlenkrollen sind allesamt hochwertige Harken-Rollen. Die Bremsrolle besitzt eine Umlenkrolle aus Metall. Der Bremsgriff besteht aus Gurtband mit flexiblen Steg. Oberhalb des Griffes befindet sich im Übergang zur Bremsleine ein verbauter Wirbel. Alles am Tragegurt wirkt hochwertig und durchdacht. Der sogenannte C-Riser ist gut dimensioniert und verarbeitet. Der Schirm lässt sich damit beschleunigt gut anlenken. Die Einhängeschlaufen des Elan 2 sind breit und verhindern somit ein Rutschen in den Karabinern und sorgen im Karabiner für eine gleichmäßigere Kraftverteilung. Insgesamt liefert Mac Para einen perfekten Tragegurt ab. Die Steifigkeit des 1,2 cm messenden Gurtbandes liegt im Idealbereich. Die zusätzlichen farblichen Vernähungen lassen ein Verwechseln und Verdrehen kaum zu.

Leinen:

Die Stammleinen sind farbig gehalten und erfreulicher Weise sind die A-Leinen, wie auch der A-Gurt in rot gehalten. Eine weitere Stammleine sticht aus dem Paketbündel hervor. Die Stabiloleine auf der B-Ebene ist ebenfalls in rot ausgeführt. Die Bremsleine ist orangefarben. Alle übrigen Leinen sind Mac Para typisch in Gelb gewählt. Betrachtet man die gesamte Farbgebung, so fällt auf, dass alle Funktionsleinen optisch in Signalfarbe rot oder orange ausgeführt sind. Da bedarf es keiner weiteren Erklärung – das Prinzip ist selbsterklärend und gut gelöst. Die Stammleinen sind entgegen vieler Mitkonkurrenten ummantelt und im Neuzustand etwas steif. Dieses dürfte sich bei Gebrauch aber ändern. Im oberen Stockwerk verwendet Mac Para dagegen nicht ummantelte Leinen, unterschiedlicher Dimensionen. Die Verarbeitung der Materialien wirkt hochwertig und durchdacht, alle Vernähungen sind sehr sauber ausgeführt und weisen einen hohen Standard auf.

Kalotte:

Markant am Segel des Elan 2 ist die Eintrittskante. Diese weist eine markante Sharknose auf und ist mit formstabilen Kunststoffstäbchen, sowie auch mit Mylartapes in Form gebracht. Zwischen den Zellenöffnungen befinden sich weitere formgebende Kunststoffstäbchen, welche ein leistungsminderndes Flattern bei beschleunigtem Flug verhindern sollen und für eine stabile Nase auch bei höherer Geschwindigkeit sorgen. Die Ausrichtung des Segels wird deshalb schon bei den Konstruktionsmerkmalen ersichtlich – maximale Aerodynamik auch beim beschleunigten Flug und die Minimierung von Profilungenauigkeiten bei Krafteinwirkung. Weitere ca. 60 cm lange Kunststoffstäbchen befinden sich in der Oberseite des Achterlieks. Diese reichen bis an die Minirips an der Austrittskante. Dieses sorgt für eine saubere „Bremsklappenfunktion“, ähnlich wie bei einem Flugzeug. Umlenkösen (Raffsystem) an den äußeren Enden der Hinterkante sorgen für ein weitgehend differenziertes Anlenken durch die Bremsen. Die Aufhängungen im Segel sind auf sogenannte Gibusbögen geführt, welche aus Mylar mit Kunststoffstäbchen bestehen. Diese sorgen für eine gleichmäßige Lastverteilung im Segel und an den Anlenkpunkten. Zudem sind im Segel Querzugbänder verbaut. Die Konstruktion des EN-C Schirmes Elan 2 ist sehr aufwendig und eindeutig auf Stabilität, sowie gleichzeitig auf Aerodynamik und Leistung ausgerichtet. Da wundert es nicht, dass das Packmaß (vorgegeben durch den gut dimensionierten Zellenpacksack) etwas größer ausfällt, als bei der Konkurrenz. Auch die Faltung des Segels ist mehr oder minder durch die vielen Nylondrähte im Segel vorgegeben.Diese sind aber ausnahmslos sehr knickstabil und auch formbeständig. Im Gesamtfazit hat Mac Para viel Aufwand betrieben, eine faltenfreie und aerodynamische Kalotte aufzubauen. Der Preis dafür ist auf dem ersten Blick ein etwas höheres Segelgewicht, das am Aufwand gemessen aber dann doch moderat ausfällt.

Start:

Ich habe den Mac Para Elan2 bei unterschiedlichen Bedingungen getestet. Hierbei habe ich festgestellt, dass bei allen Bedingungen eine deutlich bogenförmige Auslegung des Segels empfehlenswert ist. Andernfalls kam es häufiger vor, dass sich beim Aufziehen die Ohren leicht verhängten. Hierbei war es egal, ob nur die inneren oder im Zusatz auch die äußeren A-Leinen benutzt wurden. Bei Nullwind benötigt die Kappe einen schwungvollen Impuls, um dann gleichmäßig ohne Hängen zu bleiben und ohne Pitchtendenzen in den Zenit zu steigen. Das Segel ist hierbei richtungsstabil und gut zu kontrollieren. Bei stärkerem Startwind fasst die Kalotte über ihre sehr detailreiche und ausgeklügelte Eintrittskante von der Mitte her Luft und baut schnell gleichmäßigen Druck auf. Fortan lässt sich die Kappe leicht führen und neigt in keinem Moment zu schießen. Dabei ist sie richtungsstabil und jederzeit korrigierbar.

Flug:

Hier entfaltet sich das Potential des Elan 2. Leichte Aufwinde setzt das Segel unmittelbar in Steigen um. Ein Aufstellen bei Thermikeinflug konnte nicht festgestellt werden. Ebenfalls überzeugt die Stabilität um die Hochachse. Trotz knackiger Frühjahrsthermik mit Steigwerten um 4-5 Meter, konnten keinerlei markante Pitchwerte registriert werden. Der Elan 2 stabilisiert Pitchansätze weitgehend selbst, was ein großes Vertrauen an den Piloten vermittelt. Einfliegen in den Aufwind erfolgt nahezu ohne Aufbäumen. Der Elan 2 setzt solche Komponenten durch nur minimales Anstellen sofort in Höhe um. Vorgegebene Kreise mussten selten nachgezogen werden. Bereitwillig nimmt der Elan 2 die gewünschte Schräglage ein und behält sie markant gut bei. Es gibt kein Schieben und gieren am Segel. Ein Graben, bzw. selbständiges Beschleunigen in Kurvenlagen, bzw. ein selbständiges Aufrichtmoment konnten nicht festgestellt werden. Der Elan 2 hat keinen Bremsenleerlauf. Dennoch setzt eine deutliche Reaktion des Segels erst nach ca. 5 – 10 cm Zugweg ein. Mit zusätzlichem, aber markantem Gewichtseinsatz ist in diesem Zugbereich ein Drehen ohne merklichen Höhenverlust (in toter Luft) möglich.

Leistung:

Der Elan nimmt Steigen sehr gut an und verhält sich hierbei ruhig und vertrauenserweckend. Das Aufgleiten im Gegenwind funktioniert sehr gut. Der Schirm ist stabil und ein Arbeiten in sich konnte nicht festgestellt werden. Ein Gieren im Seitenwind konnte ebenfalls nicht festgestellt werden. Das Segel fliegt jederzeit richtungsstabil und zeigt über die Tragegurte deutlich an, wo die Thermik zu finden ist. Die subjektiv empfundene Gleitleistung bewegt sich gefühlt im oberen Segment der C-Klasse. Aufgrund der anspruchsvollen Flugbedingungen konnten verlässliche Messwerte jedoch nicht erhoben werden. In der ersten Beschleunigerstufe legt der Schirm ca. 8 – 9 km/h zu. Hierbei bemerkt man keinen Unterschied zur Leistung und Sicherheit zum Trimmflug.

Fluggefühl:

Der Elan 2 vermittelt durch seinen mittelhart wirkenden Gesamteindruck ein gutes und verlässliches Gefühl zur Kappe. Die Bremskräfte bewegen sich im Klassenvergleich in einem mittleren Bereich und sind im Arbeitsbereich als gering zu bezeichnen. Ab 50% bis zum Stallpunkt nehmen die Kräfte deutlich zu und sind vor dem Stall markant hoch.
Der Beschleuniger ist leichtgängig (geflogenes Gurtzeug X-Alps GTO) zu betätigen und über längere Strecken mühelos zu halten.

Ohren anlegen:

Der Elan 2 hat einen 2-geteilten A-Gurt. Die Ohren lassen sich über die äußere A-Leine sehr einfach einholen. Fortan bleiben sie stabil drinnen und neigen nicht zum Schlagen oder Wiederöffnen. Die Effektivität kann durch Nachziehen gesteigert werden. Beim Öffnen reicht ein deutlicher Bremsimpuls. Die Ohren öffnen dann von innen nach Außen gleichmäßig und neigen nicht zum Aufschnalzen.

Spiraldrehung:

Mit dem Elan macht das Spiralen geradezu Freude. Er neigt nicht zum Wegtauchen. Eine Eigenbeschleunigung konnte zu keiner Zeit festgestellt werden. Kurven lassen sich leicht einstellen und werden in der Vorgabe beibehalten. Sie lassen sich dann kontinuierlich weiter zuziehen und auf gewünschte Sinkwerte einstellen. Ein selbständiges Aufbäumen des Schirmes in der Kreisbewegung war nicht vorhanden. Die Ausleitung gelang in der Folge ebenso einfach, indem man die Innenbremse etwas nachgab. Das Segel sollte wie gewöhnlich in der Kreisbahn, auf der Außenseite, etwas gestützt werden.

B-Stall

Ein B-Stall wurde nicht durchgeführt

Landung/ Flairverhalten:

Die Landung mit dem Elan2 gestaltete sich einfach. Das Flairverhalten des Elan 2 ist vorbildlich – der Stallpunkt kündigt sich deutlich an. Der Schirm lässt sich beim Reinbremsen (Pumpen) gut erfühlen.

Störungsverhalten:

Sicherheitstechnisch ist bei mehreren provozierten Einklappern kein Verhängen der Ohren feststellbar gewesen. Die Öffnung erfolgte jeweils verzögert, zumeist Zelle für Zelle und weich. Gegenklapper konnten bei unseren Flügen nicht festgestellt werden. Das Segel lässt sich bei kleineren Einklappern gut kontrollieren. Ein Wegdrehen erfolgt nur verzögert.Bei Kolossalstörungen (tiefer Frontkollaps mit Teilentleerung) kann das Segel klassentypisch auch größere Dynamik entfalten, öffnet aber selbständig und schnell und kehrt recht schnell in den Normalflug zurück.

Fazit:

Der Elan 2 ist die konsequente Weiterentwicklung des Ur-Elans. Der Aufbau des Segels ist neben der Wertbeständigkeit, eindeutig auf saubere, aerodynamische Umsetzungen – sprich auf Verbesserung der Flugleistung – ausgerichtet. Beim Elan 2 besticht die hochwertig und durchdacht verarbeitete Eintrittskante, die der Garant für die gute Auftriebskraft am Segel und deren Stabilität in turbulenten Bedingungen sein dürfte. Ein gut durchdachtes Leinenkonzept sorgt zudem für weitere Widerstandsarmut in den unteren Stockwerken.

Pilotenempfehlung:

Umsteigern aus unteren Klassen muss die relativ hohe Streckung des Schirmes bewusst sein, was mitunter etwas weichere Außenflügel bedingt. Je nach Startwindsituation belüften die Ohren dadurch etwas verzögert. Das Segel lässt sich dennoch sehr einfach starten.Flug-/ und sicherheitstechnisch lässt sich das Segel wie ein High-Level B-Schirm pilotieren. Es ist klappresistent und überfordert den Piloten nicht. Ich empfehle eine Zuladung im oberen Drittel des Gewichtsbereiches.

Jürgen Karthe